Einleitung

 

Während sich Teil 1 mit den infektiösen Ursachen eines Hustens im Kindesalter beschäftigte, werden im Teil 2 Ursachen, Symptome, Diagnostik und Therapie der wichtigsten mit Husten einhergehenden Krankheitsbilder nicht-infektiöser Ursache beschrieben.

 

1) Aspiration

 

Mit Aspiration - oder umgangssprachlich Verschlucken - bezeichnet man in der Medizin das An- oder Einatmen von körpereigenen Sekreten (hauptsächlich Speichel oder saurem Mageninhalt) sowie körperfremden, festen und flüssigen Substanzen in die Atemwege.

 

a) Fremdkörper

 

Allgemeines, Ursache: Die Aspiration von Fremdkörpern (v.a. Nüsse und kleine Plastikteilchen) wird insbesondere im Kleinkindes- und Vorschulalter beobachtet.

 

Symptome: Ein plötzlich auftretender heftiger Husten, der gelegentlich mit einer Blauverfärbung der Haut einhergeht, kann auf eine erfolgte Aspiration hinweisen. Dieser Husten klingt spätestens nach 1-2 Tagen ab, kann jedoch bei Sekretansammlung, Fremdkörpermobilisation oder Entwicklung einer Minderbelüftung der Lunge im Versorgungsgebiet des verlegten Bronchus wieder in Erscheinung treten. Das Intervall zwischen Fremdkörperaspiration und Wiederauftreten des Hustens kann Tage bis Monate betragen. Mögliche Folgeerscheinungen einer solchen chronischen Fremdkörperaspiration sind Minderbelüftung der Lunge im Versorgungsgebiet des verlegten Bronchus, Lungenentzündung, Abszesse und durch einen Lungenriss Luftaustritt in den Spalt zwischen Lungen- und Rippenfell.

 

Diagnostik: Ein Lungenröntgen kann in der Diagnosestellung hilfreich sein, wenn ein strahlendichter Fremdkörper oder ein überblähter Lungenbezirk darstellbar ist. Allerdings schließt ein unauffälliger Röntgenbefund eine Fremdkörperaspiration nicht aus.

 

Therapie: Liegt der dringende Verdacht auf eine Fremdkörperaspiration vor, ist die in Allgemeinnarkose durchgeführte starre Bronchoskopie zum Nachweis und zur Entfernung des Fremdkörpers die Methode der Wahl.

 

b) Gastroösophageale Refluxkrankheit

 

Allgemeines, Ursache: Bei einem pathologischen gastroösophagealen Reflux (GÖR) fließt aufgrund eines erniedrigten Ruhespannungszustandes des unteren Speiseröhrenschließmuskels vermehrt Mageninhalt in die Speiseröhre (=Ösophagus) zurück. In der Entstehung von Atemwegssymptomen bei einem GÖR werden mehrere Mechanismen diskutiert: 1) Das Verschlucken von saurem Mageninhalt kann eine Entzündung in den Luftwegen verursachen und die bronchiale Überempfindlichkeit steigern; 2) die Magensäure löst eine reflektorische Verkrampfung der Bronchien aus.

 

Symptome: Die häufigsten Atemwegssymptome eines GÖR sind nächtlicher Husten und Pfeifen bzw. Giemen. Die Symptome eines GÖR vonseiten des Magendarmtraktes sind Spucken und Erbrechen. Auch Gereiztheit und Nahrungsverweigerung können auf einen GÖR hinweisen.

 

Diagnostik: Zur Erfassung eines GÖR oder einer Aspiration existieren zahlreiche Tests, wobei das ösophageale pH-Monitoring und das Ösophagogramm die gängigsten Untersuchungsmethoden darstellen. Ein über 24 Stunden durchgeführtes ösophageales pH-Monitoring kann die Anzahl, die Dauer, die Höhe des GÖR und nächtliche Refluxphasen aufzeichnen. Allerdings lässt diese Methode keinen Schluss darüber zu, ob tatsächlich Mageninhalt aspiriert wurde. Mit einem Schluckaktröntgen können eine direkte Aspiration und darüber hinaus auch anatomische Probleme erfasst werden.

 

Therapie: Die Behandlung des GÖR besteht in allgemeinen Maßnahmen wie Oberkörperhochlagerung, Eindicken der Nahrung und der Gabe von kleinen, aber häufigeren Mahlzeiten. Mit der Gabe von Medikamenten, wie den sog. Protonenpumpenhemmern, können die Symptome einer GÖR bedingten Entzündung der Speiseröhre (= sog. Sodbrennen) gebessert werden. Ein operatives Vorgehen ist aufgrund des Risikos von postoperativen Problemen nur in Ausnahmefällen angezeigt.

 

2) Asthma bronchiale

 

Allgemeines, Ursache: Bei vielen Kindern mit immer wiederkehrendem oder chronischem Husten liegt ein Asthma bronchiale vor. Umfrageergebnisse an österreichischen Schulkindern konnten zeigen, dass die Häufigkeit dieser Erkrankung bei 8-10% liegt. Das Asthma bronchiale ist durch eine chronische Entzündung der Bronchien gekennzeichnet. Diese Entzündung wird bei Kindern vor allem durch inhalierte Allergene (v.a. Hausstaubmilbe) verursacht. Entzündliche Schleimhautschwellung, vermehrte Schleimproduktion und Verkrampfung der Bronchialmuskulatur verursachen eine Einengung der Luftwege.

 

Symptome: Ein v.a. in der Nacht und bei körperlicher Anstrengung auftretender trockener Husten kann das einzige Symptom eines Asthma bronchiale darstellen. Andere Zeichen wie pfeifende bzw. giemende Atmung, verlängertes Ausatmung, Schnellatmigkeit und Atemnot werden vor allem im Rahmen eines Asthmaanfalls beobachtet.

 

Diagnostik: Aufgrund der häufig allergischen Ursache des kindlichen Asthma bronchiale muss bei der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung auf Merkmale einer Erkrankung aus dem sog. atopischen Formenkreis (insbesondere Neurodermitis) besonders geachtet werden. Im beschwerdefreien Intervall ergeben die Untersuchung mit dem Stethoskop und das Lungenröntgen häufig einen unauffälligen Befund. Hingegen können bei einem Asthmaanfall beim Abhorchen mit dem Stethoskop trockene Rasselgeräusche und im Röntgen die Zeichen einer Überblähung der Lunge festgestellt werden. Mittels Lungenfunktionsprüfung lässt sich eine Luftwegseinengung nachweisen Eine Allergietest [Hauttest (Pricktest) oder Bluttest (sog. RIST/RAST)] kann ebenfalls zur Diagnosestellung beitragen.

 

Therapie: Die Asthmatherapie besteht einerseits aus einer Langzeitbehandlung mit entzündungshemmenden Substanzen (inhalative Kortisonpräparate), und andererseits aus einer Kurzzeitmedikation mit bronchienerweiternden Medikamenten (z.B. inhalatives Sultanol®). Darüber hinaus kommen auch Leukotrienantagonisten (Singulair®) zum Einsatz. Entsprechend des Allergietestbefundes muss auch eine allergologische Behandlung durchgeführt werden. Bei hausstaubmilben- und tierallergischen Asthmapatienten kann durch eine Allergenvermeidung (Hausstaubsanierung, Entfernung des Tiers aus dem häuslichen Bereich) eine Besserung der Asthmabeschwerden erreicht werden. Auch eine Hyposensibilisierungsbehandlung kann v.a. bei Pollen- und Hausstaubmilbenallergie erfolgversprechend sein.

 

1) Zystische Fibrose

 

Allgemeines, Ursache, Symptome: Bei allen Patienten mit immer wiederkehrenden, chronischen Husten/Bronchitis und immer wiederkehrenden Lungenentzündungen muss auch die zystische Fibrose (CF) in die differentialdiagnostischen Überlegungen mit einbezogen werden. Seit der Lokalisation des CF-Gens auf dem Chromosom 7 sind mehrere Hundert mit CF einhergehende Mutationen (=Genveränderungen) entdeckt worden. Als Folge der Mutationen wird ein Zellmembranprotein, welches in Schleimhautzellen des Atemwegs- und des Verdauungstrakts sowie der Schweißdrüsen vorkommt, fehlerhaft produziert. Die betroffenen Zellen zeigen eine Chloridionentransportstörung, welche eine Störung des transmembranösen Natrium- und Wassertransports nach sich zieht. An der Oberfläche der Bronchien kommt es zu einer Wasserverarmung und dadurch zu einer Einschränkung der Reinigungsfunktion der Bronchialschleimhaut, die das Anhaften von Bakterien, insbesondere Pseudomonas aeruginosa begünstigt. Auf eine bakterielle Besiedelung folgen komplexe immunologische Reaktionen, welche zum Fortbestehen der bakteriellen Infektion und Gewebszerstörung führen; die Folgen sind fortschreitende Veränderungen der Lungenstruktur und - funktion.

 

Diagnostik: Die Bestimmung des Natrium- und Chloridgehalts des Schweißes (sog. Schweißtest) stellt den verlässlichsten diagnostischen Test dar. Reproduzierbare Konzentrationen von Chlorid und Natrium über 60 mval/L sind für eine CF beweisend. Die Diagnose der Erkrankung ist auch durch die DNA-Analyse möglich geworden; bei der Vielzahl der bereits bekannten Mutationen schließt jedoch ein negatives Ergebnis die Erkrankung nicht aus. Eine Frühdiagnose der Erkrankung ist mit dem in Österreich seit 1998 generell eingeführten CF-Screeningprogramm bei Neugeborenen möglich. Mittels Bestimmung des immunreaktiven Trypsins können betroffene Neugeborene recht verlässlich identifiziert und damit frühzeitig einer Diagnostik und Therapie zugeführt werden. Das Fortschreiten der Lungenerkrankung kann mit Hilfe radiologischer Untersuchungsmethoden (Lungenröntgen und -CT) und genauer mit der Lungenfunktionsdiagnostik dokumentiert werden.

 

Therapie: Die Betreuung von CF-Patienten ist aufgrund der Komplexität und der Schwere des Krankheitsbildes spezialisierten Zentren vorbehalten. Die Hauptstützen der Behandlung sind die Antibiotikatherapie und die Thoraxphysiotherapie. Darüberhinaus gibt es neue Therapiestrategien mit entzündungshemmenden Substanzen wie inhalative Kortisonpräparate und Ibuprofen, und mit Substanzen, die den Natrium- und Chloridtransport beeinflussen.

 

4) Psychogener Husten

 

Allgemeines, Ursache: Ein 'Seehund-ähnlicher' Klangcharakter des Hustens bei älteren Kindern/Jugendlichen weist auf einen psychogenen Husten hin. Dieser tritt gewöhnlich nach einer respiratorischen Erkrankung auf und bleibt nach Abklingen anderer Symptome weiterhin bestehen. Der Husten verschlechtert sich vor allem in Stresssituationen oder wenn dieser im Mittelpunkt des Interesses steht, und fehlt während des Schlafs. Die Ursachen dieses Hustens liegen im psychischen Bereich (v.a. Schulangst, familiäre Spannungen).

 

Symptome: Die klinische Untersuchung und die übrige Diagnostik (z.B. Lungenfunktion) ergeben einen unauffälligen Befund.

 

Therapie: Eine Besserung des Hustens kann durch den Abbau von psychischem Stress erreicht werden. Aus diesem Grund soll in die Behandlung ein Psychologe bzw. ein Psychiater mit einbezogen werden.

 

5) Tracheomalazie

 

Allgemeines, Ursache: Die Tracheomalazie (Luftröhrenweichheit) wird durch einen fehlenden, unvollständig ausgebildeten, fehlgebildeten oder abnorm weichen Luftröhrenknorpel verursacht. Diese fehlenden bzw. nicht ausgereiften Knorpeln verursachen eine Instabilität der betroffenen Luftröhrenabschnitte und damit eine funktionelle Einengung. Von dieser primären Form einer Luftröhrenweichheit muss die sekundäre Form, die auf eine Einengung der Luftröhre durch einen Gefäßring oder einen Tumor zurückzuführen ist, unterschieden werden.

 

Symptome: Die Symptome der Luftröhrenweichheit sind Geräusche in der Ein- und/oder Ausatmung, weiters Husten, Einziehungen, Schnellatmigkeit, Atemnot, und Blauverfärbung der Haut. Beim Füttern kann eine gefüllte Speiseröhre die lichte Weite der weichen Luftröhre stark einengen und somit Erstickungsanfälle verursachen. Säuglinge mit Luftröhrenweichheit nehmen oft eine Überstreckungshaltung ein, um durch eine Überstreckung des Halses eine Erweiterung der lichten Weite der Luftröhre zu erreichen.

 

Diagnostik: Das Lungenröntgen zeigt gewöhnlich überblähte Lungen. Mit Hilfe der flexiblen Bronchoskopie können beim spontan atmenden Kind unter Lokalanästhesie die dynamischen Veränderungen der lichten Weite der Luftröhre gesehen werden. Sekundäre Formen einer Luftröhrenweichheit können durch NMR bzw. CT und Angiographie ausgeschlossen werden.

 

Therapie: Da bei der primären Luftröhrenweichheit in den ersten 1-2 Lebensjahren eine wachstumsbedingte Stabilisierung der Luftröhrenwand zu erwarten ist, sollte möglichst ein konservatives Vorgehen gewählt werden. Gelegentlich sind jedoch andere Maßnahmen, wie eine vorübergehende Stützung der Luftröhre durch Langzeitverabreichung eines positiven Atemwegsdrucks über eine Luftröhrenkanüle notwendig.

 

Fenster schließen